Tollwut (Rabies)
Ein Bericht von Margrit Boelhauve, Recklinghausen, Cairn Terrier Zwinger Opportune Mate´s (VDH/KfT)

Die Tollwut gehört zu den am längsten bekannten Infektionskrankheiten. Diese wird schon 2.300 v. Chr. erstmals erwähnt. 1804 wurde erstmals die Infektiosität des Speichels nachgewiesen, erst ab 1885 konnte Pasteur eine Schutzimpfung entwickeln. 

Von der Tollwut können alle Säugetiere befallen werden, aber auch Fledermäuse. Es sterben auch Menschen (auch ein Säugetier) an Tollwut, dies ist in den letzten Jahrzehnten in den Industrieländern deutlich zurück gegangen, aber vor allem in ärmeren Ländern sterben auch heute noch Menschen an der Tollwut. Früher war der Überträger vor allem der Hund, heute wird fast nur durch infizierte Füchse (Rotfüchse) und andere wildlebende Tiere in Deutschland das Virus übertragen. Tierkadaver können bis zu 90 Tagen das Virus beherbergen. In der freien Umwelt ist es aber meist nach wenigen Tagen zerstört. Tollwut ist eine weltweit vorkommende Zoonose (Erkrankung bei Mensch und Tier möglich). 

Die Übertragung erfolgt durch infizierte Tiere (Menschen) mittels Biß mit hoch infiziertem (virushaltigem) Speichel, der mit in die Wunde gelangt oder durch infizierte Tiersekrete, aber auch durch Kratzen und Lecken ist eine Übertragung möglich. Eine Ansteckung des Menschen ist auch vor einem sichtbaren Ausbruch beim Tier möglich. Das Virus lagert sich vor allem an Nervenzellen und -bahnen an und gelangt so ins Zentrale Nervensystem (ZNS), dabei vermehrt es sich ständig. Bei einem Biß ins Gesicht kann das Virus sehr schnell ins Gehirn gelangen, da für die Zeitspanne zwischen Infektion und Ausbruch der Tollwut die Entfernung vom ZNS wichtig ist, d.h. bei einem Biß ins Hinterbein dauert es länger, als bei einem Biss ins Gesicht. 

Als erstes klinisches Zeichen ist nach ca. drei Wochen bis drei Monaten eine Rötung um die Bißstelle sichtbar. Allgemeine und spezifische Beschwerden treten auf, wie z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Gefolgt von Unruhe, Muskelspasmen und Krämpfen bis zum Herzstillstand. Und da das Großhirn nicht infiziert wird, erfolgen die Krämpfe bei vollem Bewußtsein! Kurz vor dem Tod ist die Angst, Wasser zu trinken (Hydrophobie), aber auch Angst vor Licht erkennbar. Die klinische Phase dauert beim Menschen 2-6 Tage. Jede Tollwutinfektion in dieser Phase ist tödlich! 

Es werden bei der Tollwut drei Phasen unterschieden. Als erste Phase gilt das Prodomalstadium, in dem meist übersehbare Änderungen des Verhaltens auftreten. Wildtiere zeigen keine Scheu vor Menschen mehr oder Tiere verkriechen sich. In dieser Phase können schon Überproduktion von Speichel und Schluckbeschwerden auftreten. Diese Phase dauert wenige Stunden bis zu vier Tagen. Die zweite Phase ist die Exzitationsphase. Hier treten die "typischen" Tollwutsymptome wie Aggressivität mit Beisssucht ohne erkennbare Ursache, Übererregung, Unruhe ("Rasende Wut") auf. Kann bis zu vier Tagen dauern. Die letzte Phase ist das Paralysestadium. Dies ist durch Lähmungen gekennzeichnet. Kehlkopflähmungen lassen die Stimme heiser erscheinen und das Gesicht bekommt einen "verschlagenen" Ausdruck.. Tod tritt nach 3-4 Tagen ein. Beim Hund kann aber auch die "stille" Wut vorkommen, bei der das Erregungsstadium fehlt und nur Lähmungserscheinungen sichtbar sind. Diese Erscheinungen können auch durch andere Ursachen bedingt sein, es muss nicht immer Tollwut sein. 

Um einer möglichen Infektion zu entgehen, sollte man Kontakt mit toten Tieren oder verdächtigen Tieren meiden. Nach einem Biss sollte man selber einen Arzt aufsuchen und Wunde reinigen lassen, wenn möglich das beißende Tier einfangen oder töten. Es darf bei Verdacht auf Tollwut für zwölf Monate kein Blut gespendet werden (!). Bei Verdacht auf Tollwut ist beim Menschen eine Impfung nach dem Biss noch möglich und auch notwendig. Bei Personen mit hohem Risiko, wie Tierärzten, Jägern, Laborpersonal wird eine Impfung empfohlen. Beim Tier ist jeder Heilversuch verboten! Verdächtige Tiere müssen eingeschläfert werden! Deshalb, impfen sie Ihren Hund jährlich gegen die Tollwut, auch den alten Hund, bei dem gerne die Impfung als unnötig erachtet wird (Man hat ja schon in der Jugend geimpft). Dies ist allerdings Quatsch, da auch der alte Hund an Tollwut erkranken kann, wenn kein Impfschutz mehr besteht. 

Vorbeugend kann aber Folgendes beachtet werden: 
  • Lassen Sie ihren Hund impfen jedes Jahr. 
  • Keine Wildtiere anfassen, vor allem, wenn sie ohne ersichtlichen Grund zahm erscheinen. 
  • Bisswunden desinfizieren lassen 
  • Wenn Biss von einem Hund, Impfausweis des Hundes vom Besitzers verlangen, bei nicht geimpftem Hund muss das Tier zur Beobachtung! 
Tollwut kann auch bei anderen Tierarten vorkommen: 
Bei der Katze dominiert die rasende Wut, diese ist sichtbar an den gleichen Symptomen wie beim Hund. Beim Reh ist ein sicheres Anzeichen für Tollwut der Angriff auf Menschen (untypisches Verhalten), aber auch Anrennen gegen Bäume kommt vor. Lähmungserscheinungen sind häufig sichtbar. Bei Wildtieren allgemein ist eine gesteigerte Aggressivität und erhöhter Speichelfluss sichtbar, Füchse sind meist in bewohnten Gegenden auffindbar und beißwütig. Füchse werden heute mit Köder, in denen Impfstoff enthalten ist, immunisiert. Diese werden im Wald ausgelegt oder abgeworfen, die Impfbezirke sind durch Schilder für Spaziergänger gekennzeichnet. 
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